Aus der öffentlichen Diskussion über Google-Streetview in Deutschland lassen sich zwei Lehren ziehen. Eine zum Datenschutz und eine zum Umgang mit Befindlichkeiten.
Erstens: Beim Thema Datenschutz ticken wir Deutschen anders als andere Nationen. Der Streit über die Volkszählung in den Neunzigern ging noch um einige wenige gespeicherte Informationen. Heute speichert Facebook massenhaft personenbezogene Daten und muss sich damit besonders in Deutschland rechtfertigen. Mark Zuckerberg unterschätzt die Gefahr für das Image des Unternehmens. Gleiches gilt für Google. Das Unternehmen ist nicht mehr die nette Suchmaschine, sondern die böse Datenkrake.
Die zweite Lektion: Bei allen Großprojekten kann es passieren, dass sich kurz vor Abschluss plötzlich Widerstand formiert. Wer jedoch von Anfang an seine Projekte gemeinsam mit den „Betroffenen“ (auch Kunden genannt) entwickelt, minimiert dieses Risiko. Zumindest sollten Projekte mit den betroffenen offiziellen Stellen abgesprochen werden. Sightwalk hat wie Google Häuser abfotografiert und ins Internet gestellt. Vorher wurde jedoch mit Datenschützern abgesprochen, wie am besten vorgegangen werden soll. Ergebnis: Alles lief problemlos. Google entscheidet im Silicon Valley, was in Deutschland gemacht werden soll. Diese Entscheidungen erzeugen immer seltener Begeisterung, weil es an Sensibilität für regionale Eigenheiten fehlt.
Dabei geht es nur darum, vorher gefragt zu werden: In Bildzeitung und RTL wurden Menschen mit vollem Namen vor ihren Häusern gezeigt. Vor der Kamera machten sie dann ihrem Unbehagen darüber Luft, dass die ganze Welt ungefragt ihr Eigenheim sehen kann. Aber für Presse und TV war das OK, die haben schließlich vorher gefragt.