Der Launch der neuen Social App „Clubhouse“ im deutschen Markt Mitte Januar hat gleich zu Beginn für jede Menge Wirbel gesorgt. Die Frage taucht auf, wie mit der neuen Social Plattform umgehen? Sollten E-Mail Marketer den neuen Hype in bestehende Aktivitäten integrieren?
Die Expertin für E-Mail Marketing Yvonne Perdelwitz, Geschäftsführerin der Agentur 𝗽𝗼𝘀𝘁𝗶𝗻𝗮.𝗻𝗲𝘁, hat sich ihre Gedanken gemacht.
Worum handelt es sich bei der neuen App Clubhouse?
Sie wurde in Deutschland eben erst lanciert und landete sofort in den Top Download-Charts des App Stores, in den USA existiert sie seit März 2020. Bei Clubhouse finden live Talks statt, bei denen man aktiv mitmachen kann oder nur zuhört, ähnlich einem Podcast. Es gibt bestimmte themenbezogene Räume, die man betritt und den Vorträgen zuhört. Die Speaker sowie die weiteren Teilnehmer werden angezeigt.
Doch im Moment ist die Anmeldung exklusiv für bestimmte Gruppen (z.B. Influencer, Promis), funktioniert nur über Einladung und steht nur für Apple User zur Verfügung. Diese Exklusivität macht Clubhouse für viele interessant – doch es zeichnet sich leider auch schon eine Tendenz ab, dass sich dort auch zahlreiche Wichtigtuer tummeln, die viel und nichts zu sagen haben. Der Mehrwert muss sich noch beweisen.
In der Kritik steht die mangelnde Barrierefreiheit, der nicht EU-konforme Umgang mit Daten sowie die mangelnde redaktionelle Kontrolle/Moderation von Inhalten. (s. auch Diskussion im eMail-Marketing-Forum)
Gehen wir einen Schritt zurück.
Wie funktioniert die Integration von E-Mail Marketing und Social Media bisher?
Der Webtraffic der über Facebook & Co. generiert wird, ist nach wie vor nicht zu unterschätzen. Und andersherum kann eine E-Mail zu mehr Followern in den Socials führen. Eine erfolgreiche Marketing Strategie kombiniert die beiden Kanäle E-Mail und Social.
Klassischerweise werden in E-Mail Newsletter Facebook, Linkedin, Instagram, Pinterest Anmelde-Buttons integriert. Aber das ist ja noch nicht die Kür.
Stellen Sie sich vor, Sie kaufen ein neues Produkt, das Sie besonders aufregend finden, weil es exklusiv und ziemlich cool ist. Schon allein der Kauf sorgt für einen Adrenalin-Schub. Jetzt erhalten Sie vom Unternehmen eine persönliche Gratulation zum Kauf via E-Mail. Klar lesen Sie das. Und finden Sie darin nun eine attraktive Möglichkeit, Ihr gekauftes Produkt schnell Ihrem Netzwerk in den Socials zu verbreiten, dann tun Sie das höchstwahrscheinlich auch.
Eine solche Kampagne führte beispielsweise Sony mit dem neuen Vaio vor einigen Jahren durch – mit Erfolg!
Die 4 Top-Synergien von Social Media und E-Mail Marketing
Soziale Medien bieten Kunden ein Gefühl der Transparenz und gleichzeitig ist es ein öffentliches Medium. Wohingegen das Medium E-Mail eher eine 1:1 Kommunikation darstellt. Die Kombination von beiden hilft, das Vertrauen von Kunden aufzubauen.
Achten Sie aber dabei, dass sich der Content auf den beiden Kanälen nicht doppelt. Aber natürlich können Sie mit Teasern arbeiten und so dem Leser einen Vorgeschmack bieten, auf das, was Sie auf dem anderen Kanal teilen.
1. Bewertungen und KundenerfahrungenWenn Sie einen Online-Shop haben ist es sehr sinnvoll, Bewertungen von zufriedenen Kunden aus den Social Medias in Ihre E-Mail-Kampagnen zu integrieren. Denn Erfahrungsberichte wirken meist sehr authentisch und fördern den Kauf: 43% der Deutschen lesen 6-10 Bewertungen vor einem Kauf.
Quelle: www.zdnet.de
Eine kleine E-Mail Kampagne bei Kaufabschluss hilft, das Kundenfeedback einzuholen. Gleichzeitig können Sie Ihre Kunden in Ihren sozialen Netzwerken bitten, ihre Meinung zu Ihren Produkt zu teilen. Als Anreize helfen Rabatte, Prämienpunkte oder Wettbewerbe.
2. Mehr Anmeldungen für beide Kanäle
Durch die Integration von Social Media und E-Mail Marketing können mehr E-Mail Abonnenten und mehr Follower generiert werden – der jeweils andere Kanal hilft dabei.
Ermutigen Sie Ihre Abonnenten, Ihnen in den sozialen Medien für exklusive Angebote und Werbeaktionen zu folgen – und umgekehrt, ermutigen Sie Ihre Follower, in Kontakt zu bleiben, indem Sie sich für Ihren Newsletter anmelden.
3. Beispielanwendung: Begrüßungsserien für Neukunden
Die Einbindung von Social Media in Ihre E-Mail Begrüßungskampagnen ist besonders sinnvoll. Kundenzitate aus Socials bauen Vertrauen zu Ihren Produkte auf. Laden Sie außerdem Ihre E-Mail Abonnenten ein, Ihnen in den sozialen Medien zu folgen, um etwa Zugriff zu Produkteinführungen, Wettbewerbe, Werbegeschenke oder Sonderaktionen zu haben.
4. Beispielanwendung: Warenkorb-Abbruch abfedern
Begleiten Sie den Abbruch des Online-Kaufs mit E-Mails und integrieren Sie hier Kundenbewertungen, um den Kunden vielleicht doch zum Kauf zu bewegen. Dies ist besonders effektiv, wenn die Kundenbewertung passend zum nicht gekauften Produkt ist. Als weiteres Incentive können Sie dann auch einen Rabatt auf den vergessenen Einkaufswagen anbieten
Ist nun Clubhouse wie die anderen sozialen Medien zu behandeln?
Fest steht: sie wurde im richtigen Moment gelauncht. Viele sind zuhause im Home Office und die meisten Business Talks finden online statt. Und das Modell ist an und für sich spannend. Es ist vorstellbar, kleine Evaluationsrunden zu neuen Märkten oder Produktlaunches unter Profis oder ausgewählten User Kreisen abzuhalten. Oder einen Vorgeschmack auf bestimmte Inhalte zu liefern, die später auf den „normalen“ sozialen Medien oder auf der Webseite zu finden sind. Ein Medium zum schnellen Einholen oder Verbreiten von Informationen.
Marketer und E-Mail Marketer können Clubhouse als Plattform für Audio Content im Blick behalten. Die Integration in Kampagnen würde im Prinzip nach gleichem Muster geschehen, wie für die bestehenden Social Media … jedoch sicherlich mit Einschränkungen, vor allen Dingen aufgrund der Datenschutz-Problematik und des exklusiven User-Kreises.
Was halten Sie von Clubhouse? Ich freue mich auf Ihre Kommentare!
Die Art von App hat wahnsinnig viel Potenzial, gerade bei der Zielgruppe Jugendliche(r). Aber um datenschutzkonform zu agieren ist Clubhouse für Firmen (noch) nicht zu empfehlen. Wir testen gerade die deutsche App Dive (diveee.com) = datenschutzkonform und Plattformunabhängig. Ist aus unser Sicht erheblich besser.
Ja, Dive ist besser, aber als Nutzer finde ich es etwas langweilig, weil noch zu wenig los ist. Und für mich als Unternehmen sind beide Plattformen ungeeignet, weil nur ein Bruchteil meiner Zielgruppe dort angemeldet ist. Aber bei Instagram hat es ja auch etwas länger gedauert.